, Sprecher Christian

J/70 Swiss-Cup, Zürich, 10./11.10.2020

Wie viel Glück braucht es, um eine Regatta in Zürich zu gewinnen? Diese und andere Fragen - und auch ein paar Antworten...

Zurück aus dem sonnig-windlosen Tessin, wurden uns in Zürich wenig Wind, Regen und saukalte Temperaturen versprochen. Und so stellte sich bereits am Samstagmorgen die erste Frage: Warum tut man sich eine Regatta bei diesen Bedingungen an, wenn es doch im Bett so gemütlich wäre?

Nun, wir und 19 weitere Teams waren auf jedem Fall am Start und mühten uns zwei Tage mit den schon sehr dürftigen Windverhältnissen ab. Der Wind war seeeeehr leicht und so unkonstant, wie er eben auf dem schönen Zürichsee manchmal ist. Man könnte meinen, dass Regatten bei solchen Verhältnissen einen reine Glücksache wären, doch nach vier Läufen waren genau diejenigen vorne, die man erwarten konnte.

Der Sieg ging dan die Mannschaft der Bordée de Tribord, vor dem RCBodensee und dem Team des ZYC. Alle drei Teams waren dieses Jahr in der Super-League engagiert. Wir (Chrigi, Pascal, Claudio und Jonin) konnten uns den vierten Schlussrang sichern und dürfen damit sicher zufrieden sein.

Nur stellt sich für uns als ambitioniertes Team natürlich die Frage, woran es lag, dass man nicht ganz nach vorne kam - Bootsspeed, Taktik, Glück?

Na ja, manchmal neigt man dazu, zu glauben, andere hätten mehr Glück gehabt. Im zweiten Lauf zum Beispiel lagen wir kurz vor dem Ziel an dritter Stelle und weil die Zieltonne direkt vor uns lag konnte eigentlich nichts mehr passieren... Eigentlich. Denn dann bekamen einzelne der hinter uns liegenden Boote etwas frischen Wind, während wir in der Flaute dümpelten. Nun, normalerweise kann trotzdem nichts mehr pssieren, entweder man nimmt selber wieder Fahrt auf, wenn die hinteren Boote aufgeschlossen haben, oder diese bleiben ihrerseits stehen, wenn sie in die Falute kommen. Nicht so an diesem Samstag. Ein Boot rutscht tatsächlich mit stehendem Gennaker im Lee von uns durch, um sich danach vor uns auf Rang zwei einzureihen. Es war das nachmalige Siegerteam, welches sich von diesem Privatwindchen tragen liess und die Frage in den Raum stellte: Haben die besseren Segeler auch das bessere Glück? Man könnte glauben, dass dies so sei, eine zweite Szene könnte diese These untermauern: Start Lauf 1. Wir platzieren uns auf der bevorzugten Seite der Linie, werden aber nach und nach von so vielen Booten bedrängt, dass wir uns schliesslich in der Mitte einer Plastikinsel finden, aus der es nur einen Ausweg gibt: Rückwärts ausparkieren und als letztes Boot die Startlinie überqueren... Das Team der BT startete derweil unbeheligt am benachteiligten Ende der Startlinie und realisierte den ersten Laufsieg. Glück? Wohl kaum. Vielleicht hätten wir voraussehen müssen, dass es sehr schwierig werden würde, aus dem Pulk heraus zu starten. BT hat die Situation richtig antzipiert, clever nicht glücklich.

Nun gilt es also herauszufinden, was verbessert werden kann, wo noch ein Quäntchen Speed herausgeholt werden kann, wo jeweils die Situation nicht richtig beobachtet wird usf. Und gennau dies macht den Segelsport schliesslich aus. Wir haben noch lange nicht ausgelernt und auch an einem regnerischen Flautentag sind Regatten die Herausforderung, die wir suchen und die Spass macht. Was hätten wir nicht alles verpasst, wenn wir auf die Ragatta verzichtet hätten: den Nervenkitzel (sogar dies gibt es bei 0.1 Bft.), aber auch die guten Gespräche am Raceletteabend oder die wunderbaren Wolkenbilder am Sonntag.

Am Start war auch das Damen-Team des SCE (Marina, Simone, Vanessa, Juliette und Sarah), es klassierte sich auf dem 19. Rang.

Resultate:

https://www.manage2sail.com/de-de/event/5ca358c9-aa05-4d6a-a451-21a514c29bd0#!/results?classId=37743fc1-41aa-4119-a6dd-18d7de1bf32b

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